Startbild

Welpenbummler

The blog formerly known as »Getürmt nach Hanoi«

Startbild

Welpenbummler

The blog formerly known as »Getürmt nach Hanoi«

Local Lifestock like to eat motorbike

2025-08-28, Bukittingi, Sumatra, Indonesien: Am letzten ganzen Nicht-Reise-Tag in Donesien hat sich das Land von seiner speziell indonesischen Seite gezeigt. Unsere heutige Moped-Tour ging als erstes zu der seltsamen »Greatwall of Kota Gadang di Bukittinggi«. Wir sind dazu auf die andere Seite des Canyons gefahren, wo die schmale Straße an einer ebenso beschrifteten Treppe nach unten endete. Unsere Muppets parkten wir in einer Wendeschleife, in der neben einem leeren Unterstand nur ein junger Wasserbüffel lag.

Die »Greatwall« ist einfach nur ein alter Weg durch den Canyon, der in einem Anflug von Sinophilie und Megalomanie so gestaltet wurde, dass er an die Große Mauer in China erinnert: statt eines Geländers wurden rechts und links Mauern mit Zinnen gebaut. Wow.

Wir sind den Weg ein wenig den Canyon heruntergegangen, aber da es aussah, als wenn sich die Aussicht auf diesen durch die vielen Bäume weiter unten nicht bessert und statt dessen die Aussicht, all die ganzen Treppenstufen wieder hinaufzusteigen, unsere Motivation schmälerte, sind wir wieder auf halber Strecke umgekehrt. 

Oben erwischten wir den an einer zu langen Leine angeleinten Wasserbüffel dabei, wie er versuchte, unsere Muppets zu fressen, zumindest aber die Helme abzuschlecken. Einen hatte er schon vom Rückspiegel geworfen und schön zugeschleimt. 

Wir haben die Bikes in Sicherheit gebracht und von einem jungen Mann erfahren, dass der Besitzer ihn gerne hier angeleint parkt, damit er seinen Garten nicht auffuttert. Wir können das komplett nachvollziehen.

Der Mann erzählte noch ein wenig, dass er IT-Student ist und gerne später auch in Europa studieren würde. Und dass er sich auch für deutsche Geschichte interessiert: er findet das alles toll, was Deutschland im zweiten Weltkrieg so gemacht hat, das war strategisch ganz groß.

WTF?

Wir schluckten und warfen ein, dass er den Krieg doch letztlich verloren und das Land (und andere) zerstört hat – und natürlich Millionen Menschen auf dem Gewissen hat und so weiter … 

Das schien ihm teilweise tatsächlich neu zu sein (er war auch wirklich sehr nett, nur wie so oft in Asien, komplett fehlinformiert). Um ihn nicht nicht zu sehr mit langen Tiraden über den Holocaust zu verschrecken, empfahlen wir ihm, so als Einstieg in die Problematik vielleicht mal »Schindlers List« zu gucken. Ich googelte nach dem Film im Netz, um ihn den Titel zu zeigen und, tja, in Indonesien ist er, wie in vielen arabischen Ländern verboten! Wir sind immer noch in einem muslimischen und letztlich antisemitischen Land. Anti-Israelische Parolen sieht man häufig und Starbucks hat in seinen Läden eine Erklärung hängen, dass man nichts mit Israel zu tun habe, usw. …

Seufz.

Also weiter: Wir hatten die Empfehlung von unserem gefühlten Dänen, doch einen Aussichtspunkt am Hang des Singgalang zu besuchen. Nach einer Fahrt auf Ausweichstraßen dorthin, standen wir irgendwann auf einem kleinen Sandweg in einem Dorf am Hang und suchten den Weg zu dieser Aussichtsplattform. Nachdem wir einen Local gefragt hatten, zeigte er uns den Weg. Den Weg zu einer Treppe. Genau so einer Treppe wie die »Greatwall«. Nur diese Treppe zog sich den ganzen Berg rauf, bestimmt mehrere hundert Höhenmeter. Wer steigt denn auf einer so langen Treppe einen Berg rauf? Wir waren zwar mit den Muppets schon etwa der Höhe hochgefahren und konnten dank einer nachträglich eingebauten Tür durch die Mauer hier einsteigen, aber das sah alles andere als spaßig aus, zumal die Treppe so hässlich – und offenbar auch wenig benutzt ist. Nee, lass ma.

Nachdem wir absehen konnten, dass das nur anstrengend wird und der heute tiefe Wolkenstand sowieso keine schöne Aussicht verspricht, haben wir auch diese Treppen-Attraktion geskippt.

Statt dessen sind wir auf steilen und bröckeligen kleinen Pfaden den Berghang weiter entlanggefahren, durch kleine Dörfer, an seltsam platzierten Moscheen, Feldern und Fischteichen und einem extrem unnötigen (und schon zerfallenden) Protz-Pylonen, diesen Instagram-Selfie-Beweis-Schriftzügen aus frei stehenden Riesenbuchstaben.

Eine Stunde weiter auf diesem, aus Hauptstraßenvermeidungsgründen sehr SEHR verknoteten Weg sollten wir an Sawah 9 ankommen, einem Ausflugslokal, welches wiederum unser Doublettendäne empfohlen hatte. Unsere Hintern und unsere Kehlen freuten sich schon sehr auf Entspannung, bzw. Eistee, Google Maps sagte: noch 250m, 1 Minute. Und plötzlich standen wir an einer eingestürzten Brücke über einen Bach. Dabei sah die kleine Straße noch so neu aus und hatte richtig guten Asphalt …

Also Muppets abgestellt, Schuhe und Socken aus (ja, es ist ziemlich kühl hier) und durch den Bach waten. Denn noch einen Umweg wollten wir nicht mehr machen. Dann noch einen Hang hoch und wir waren tatsächlich da. 

Und es gab laute Karaoke!

Yay.

Egal, wir waren hangry und mussten da durch. Wir nahmen in einer kleinen überdachten Box platz und bekamen wieder eine illustre Auswahl an kleinen Tellern mit unterschiedlichen Fleischen und Fischen in unterschiedlichen Chili-Konzentrationen vorgesetzt. Kaum Gemüse, Tempeh, Tofu oder dergl, statt dessen u.a. einen Klumpen Herz (oder Leber, das ist das selbe Wort auf Indonesisch). Sicherste Wahl waren wieder die Hühnerbeine, die auch ganz gut waren. Die tolle Sicht auf zwei Berge, die man hier haben sollte, hatten wir nicht, weil Wolken. Naja, wir hatten zumindest eine Pause.

Nach einer weiteren Wanderung durch den Bach nahmen wir dann eine weitere Ausweichstrecke, die uns zwar prima von der furchtbaren Hauptstraße fernhielt, aber dafür später dafür sorgte, dass wir einen Großteil der mitten im Feierabendverkehr brodelnden Stadt durchqueren mussten. Aber als ganzes war es meistens heute doch eine interessante Strecke durch die Hinterhöfe gewesen. Und wir sind zumindest auch dem Regen entgangen, der offenbar direkt vor uns die Straßen mit Pfützen gefüllt hat.

Zum Abendessen sind wir in ein kleines, moderneres Café/Bistro gefahren, in dem die drei Tresen-Jünglinge immer in ihrer gemütlichen Ecke an den Telefonen spielten, bis ein Kunden an den Tresen kam. Dann sprangen sie auf und standen nebeneinander grinsend allzeit bereit, um Kaffee zu machen.


Kommentare (0)


Kommentieren

Dieser Thread wurde geschlossen.


Stand With Ukraine. Stop Putin. Stop War.