Startbild

Welpenbummler

The blog formerly known as »Getürmt nach Hanoi«

Startbild

Welpenbummler

The blog formerly known as »Getürmt nach Hanoi«

Ohne Kaffee durch Moria

2025-08-14, Samosir, Indonesien: pünktlich um 8:30 standen wir an der Seeseite unseres Guesthouses, als ein langsames, blau-buntes Fährboot um die Ecke bog und direkt mit der breiten Spitze an die Ufermauer stieß, um uns einzusammeln. Dies ist bisher das erste Guesthouse, in welches wir direkt mit der Fähre gebracht und von welchem wir später auch wieder eingesammelt wurden. Bei zunehmend blauem Himmel saßen wir auf dem Achterdeck, genossen die Aussicht zu 80/90-er Jahre Adult-Contemporary aus dem großen Boot-eigenen Soundsystem. Man hört hier generell viel westliche Pop- und Rockmusik (und natürlich Reggae), aber nichts, was neuer ist als 90er. Und wir sind nicht gerade traurig darum.

Die Fähre fuhr dann relativ erratisch die Küste der Tuktuk-Halbinsel ab und sammelte sporadisch Leute mit großen Koffern ein. Ein System war nicht erkennbar. Aber nach einer halben Stunde war der Käpt'n dann wohl der Meinung, dass es jetzt genug sei (obwohl noch wirklich jede Menge Platz genug war) und dreht Richtung Parapat auf dem Festland (nennt man das auch Festland, wenn es eigentlich eine Insel ist?)

Dort angekommen, haben wir uns schon auf den total ätzenden Hafen-Zampano gefreut, aber an seiner Statt saß in dem winzigen Kabuff auf dem Anleger eine Dame in Uniform. Das würde ich mir für Trump auch wünschen. 

Nur ein paar Minuten später kam dann der freundliche Fahrer, den wir für die nächsten Abschnitte gebucht haben, dank der Influencer-Kontakte Carly und Agung! Nach einem sehr verkehrsreichen Abschnitt durch die wirklich verwinkelte kleine Stadt Parapat ging es eine ganze Weile entlang dem Kraterrand nach Norden auf einer wenig befahrenen Straße durch abwechslungsreiche Wälder und über Felder, vor allem Orangenplantagen. Mitten in so einer Plantage auf einem schön erhöhten Aussichtspunkt haben wir in »Morias Café« einen Stopp gemacht. Leider hatten ihr die Orks den Strom abgedreht, weshalb die schöne Kaffeemaschine nicht funktionierte, aber Eistee und ein paar frittierte Tempeh- und Süßkartoffel-Stücke hat der Balrog trotzdem noch zaubern können. Und wir konnten einen wirklich einmaligen Überblick über den wirklich riesigen See und die Samosir-Insel darin bekommen. Allein die Insel Samosir hat eine größere Fläche als der Bodensee!

Ab jetzt wurde leider auch der Verkehr wieder stärker und auch deutlich riskanter. Andauernd müssen alle trotz Gegenverkehr überholen, obwohl die Straße so schmal ist, dass es keinen Spielraum zu den Seiten gibt. Alles klappt immer gerade so und dazwischen gibt es natürlich als weitere kleiner Herausforderungen ein Strom von helmlosen, teils langsameren, teils schnelleren Mopeds, viele mit improvisierten Beiwagen, die nur aus einer kleinen Plattform – mit oder ohne Geländer – bestehen, auf denen Waren liegen oder Leute sitzen (oft sehr klapprige Konstruktionen). Und natürlich laufen am Straßenrand überall kleine Schulkinder in Uniform und mit zu großen Ranzen.

Gut, dass ich in Moria keinen Kaffee getrunken habe.

Wir stoppten dann am 120m hohen Sipiso-Piso-Wasserfall, eine Sache, die wir wirklich deutlich überwältigender fanden, als erwartet. Der Blick von oben in das hufeisenförmige Tal war schon toll, aber wenn man komplett die gut 150m heruntersteigt, sieht man erst wirklich dem Biest ins Auge. Die Mädels haben sich schön vom Wasserwind horizontalduschen lassen. Der anschließende Aufstieg hingegen hat leider meinen nach meiner Mageninfektion noch ziemlich fertigen Kreislauf vertikalgeduscht.

Ein kleinerer Zwischenstop war das Dorf Dokan, in der Menschen des Karo-Stammes leben. Es ist bekannt dafür, dass es hier noch ein paar gut erhaltene traditionelle Longhouses gibt, die sich von den Batak-Häusern unterscheiden. Sie sind ein- bis zweihundert Jahre alt und werden noch immer von lokalen Familien bewohnt. Zuerst haben wir uns noch gewundert, dass vor einem Baudenkmal BHs auf der Wäschleine hingen … 

Unser Fahrer ist selbst ein Karo und hat uns in ein Haus gelassen: Im Grunde nur ein dunkler, hoher, schmuckloser hoher Raum, der ggfs mit Tüchern für die sechs Familien, die in einem wohnen, unterteilt wird, das meiste ist aber offen. Man hat sich ein paar Matten hingelegt, es gibt ein paar offene Kochstellen mit Sandunterlage und jede Familie hat eine große offene Kiste über sich hängen für Nahrungsmittel (schwerer erreichbar für Ratten). Alles extrem einfach, aber trocken und wohl auch sehr erdbebensicher. Auch hier sind die Häuser wieder »öffentliche« Denkmale, aber gleichzeitig werden sie noch genutzt wie eh und je. 

Nach einer Stunde weiteren Irrsinnsverkehrs (auf der Straße natürlich!), nur dichter und langsamer, aber kaum weniger gefährlich, weil jetzt auch noch Extrafußgänger und Minibusse dazugekommen sind, sind wir jetzt endlich in dem wuseligen und verwinkelten Berastagi angekommen, wo wir nur zwei Nächte als Zwischenstopp bleiben werden. Erstaunlicherweise sind wir schon wieder in einem Ort, der so hoch liegt, dass hier wieder ziemlich kühl ist. So wenig Hitze hatten wir in Indonesien noch nie … Schnell eine Kleinigkeit im Supermarkt eingekauft, eine andere Kleinigkeit (es waren wirklich die kleinsten Hühnerbeine, die wir je hatten) und ab ins warme Bettchen. 


Kommentare (0)


Kommentieren

Dieser Thread wurde geschlossen.


Stand With Ukraine. Stop Putin. Stop War.