Museumsdorf (mit etwas zu wenig Museum)
2024-07-29 von frischnetz | Comments (3)
2024-07-29 Kota Kinabalu: Als entspannendes Kontrastprogramm zum gestrigen menschenfreien Wandertag haben wir für heute Nachmittag einen Besuch in einem Museumsdorf (etwa eine dreiviertel Stunde von der Stadt) gebucht. Leider ist es in dieser Gegend Borneos ja nicht so üblich, Expeditionen auf eigene Faust zu unternehmen und es ist auch nicht einfach (oder ratsam), traditionelle Stämme selbst zu besuchen. Deshalb gibt es seit ein paar Jahren dieses Dorf im Dschungel, in dem eine Handvoll traditioneller Häuser der größten Stämme aufgebaut sind und in denen Mitglieder der Stämme diverse traditionelle Techniken zeigen und man Getränke und Essen probieren kann. Dazu gehörte u.a. das Feuermachen mit Bambuswerkzeugen, das Erstellen von Stoff aus Baumfasern, das Brauen von Reiswein (Bambarayon) und Reisschnaps (Montoku), Kochen in Bambus, etc.
Neben kleinen Proben ebendieser Getränke (sehr ähnlich dem eher süßen frisch gebrauten Reiswein, den wir mal in Kambodscha probiert haben und dem eher harten Lao-Lao in Laos), gab es auch in Bambus gegartes Futter, seltsam herb und sauer schmeckenden Honig von schwarzen, stachellosen Bienen, Pandanus-Saft (sehr gut!), Pandanus-Pfannkuchen, seltsame dreieckige, frittierte Gitterpfannkuchen und noch einen Saft, dessen Namen ich vergessen habe, der aber sehr an Zitrusfrüchte erinnerte.
Im Dorf war es recht voll mit Besuchern, aber es waren alle nur mit Anmeldung da. Die ganze Abwicklung war sehr routiniert. Etwa 10 Leute bekamen einen Guide und liefen eine feste Route durch das Dorf und die Hütten und Longhouses. Je nach Stamm wurde das Zusammenwohnen unterschiedlich gehandhabt, aber die Töchter mussten anscheinend sehr vor Entführungen geschützt werden.
Kopfjagd war hier ebenfalls sehr üblich, hier waren aber keine originalen Köpfe ausgestellt. Bei einigen Stämmen war es üblich, die Toten (Wahrscheinlich in Stücken) in große chinesische Tontöpfe zu legen, in die man ein kleines Loch in den Boden gebohrt hat. Den Topf hing man dann ein paar Monate in einen Baum. Wenn der flüssige Teil des Inhaltes dann abgelaufen war, konnte man den Topf wieder ins Haus stellen und der Angehörige war wieder »anwesend«.
Es gab auch ein wenig Theater mit einem Schein-Angriff auf unsere Gruppe, den man durch ernstes Blicken entschärfen musste usw. Zwischendurch gab es auf einem überdachten Platz eine kleine Tanzveranstaltung in Kostümen mit traditioneller Live-Musik und Gesang.
Das klingt alles etwas furchtbarer als es war und ist normalerweise nicht die Art Show, die wir suchen. Aber wenn man bedenkt, dass dies nicht ein »an den Tourismus ausverkauftes Dorf« oder Hagenbecks Menschenschau ist, sondern eine Art Freilichtmuseum, in der Handwerkstechniken demonstriert werden, ist es ganz OK. Nur der Museumsanteil war uns etwas zu gering. Wir hätten gerne noch etwas mehr Facts statt Unterhaltung gehabt. Hier waren alle darauf bedacht, dass sich bloß keiner langweilt und man die Leute mit zu vielen Zahlen nervt. Wahrscheinlich auch eine Folge von dem hohen Anteil chinesischer Touristen hier.
Auch ein Buffet-Essen war in der Führung enthalten und wir haben noch ein paar andere westliche Traveller kennengelernt und uns nett unterhalten. Es war also an sich ein ganz netter Tag!
Zum Abschluss hier haben wir zum dritten Mal unseren privaten kleinen Nachtmarkt vor der Tür gebrandschatzt und beschlossen, dass wir ihn und seine netten Verkäuferinnen und Verkäufer vermissen werden!
Morgen gehts weiter und da gibt es wahrscheinlich Zahlen und Fakten bis die Neuronen glühen (oder was Neuronen so machen).
Kommentare (3)
Polyesther:
2024-07-30 um 09:33
Der nach Orange schmeckende Saft heißt Kalamansi Juice: "Die Calamondinorange ist eine vermutlich ursprünglich in China natürlich entstandene Hybride aus der Mandarine Citrus reticulata und der Kumquat-Art Fortunella margarita. Die Calamondinorange wird heute vor allem auf den Philippinen angebaut, wo sie Calamansi genannt wird." (WIKIPEDIA)
Jörg:
2024-07-30 um 15:58
Polyesthersplaining
AWW:
2024-07-30 um 23:49
Polyesthers Neuronen glühen halt schon
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