Besuch von alten Bekannten
2024-07-25 von frischnetz | Comments (0)
2024-07-25, Singapore: Pünktlich zum Aufstehen um – äh 11:00 Uhr – klingelte das Zimmertelefon, um uns mitzuteilen, dass a) es komplett unnötig war, nachts noch Hemd und Socken trockenzufönen und dass b) drei Rucksäcke auf uns an der Rezeption warteten. Grrr und hey!
Nun denn. Ich habe natürlich stoisch das frisch gewaschene Hemd angezogen und wir sind heute zuerst mit der U-Bahn von Station Mountbatten (Battenberg) nach Maxwell (Silver Hammer) gefahren (mit der SEHR SAUBEREN U-BAHN!) und dort in der Nähe des Buddha-Zahntempels in einer kleinen, wuseligen Hawker-Ecke Eiskaffee und herzhaftes Frühstück genommen. Die Hawker sind die ehemaligen Straßenstände, die im Zuge der Stadtverschönerung in solche kleinen Food-Courts umgesiedelt wurden. So sehr ich diese kleinen Straßenstände liebe, die Umsiedelung hat gut funktioniert. Man hat viele kleine Garküchen auf einem Haufen, es gibt saubere Sitzgelegenheiten und es ist erfreulich asiatisch wuselig. Und trotzdem bekommt man seine ganz speziellen und sehr günstigen Straßengerichte.
Im erstaunlich gut organisierten und wie nagelneu renoviert wirkenden Zahntempel gab es gerade eine Art Mönch- und Nonnen-Symposium, alle saßen in Kluft an ihren Tischen in einem großen Saal und sangen aus ihren Büchern. Als es vorbei war, wurden die Bücher wieder in Plastikkisten gelegt und die Mönche/Nonnen verließen den edlen Saal, der mit tausenden Buddhas verziert war. Vor allem der Future-Buddha wurde herausgestellt, der einen goldenen Leib hat und in einigen Millionen Jahren wichtig wird, wenn das Darma in Vergessenheit gerät, so teilte uns eine Tafel mit. Eine andere Tafel teilte uns mit, dass der Treppenlift leider gerade kaputt ist. Wahrscheinlich noch ein paar Millionen Jahre.
Nach einem weiteren Eiskaffee (hier sind permanent 30 Grad) sind wir ein paar Straßen in den Sri Mariamman Tempel gegangen, einem Hindutempel, in dem eine Familie gerade eine private Zeremonie entgegennahm, begleitet von einem Trommelfinger-Vituosen und einer extrem lauten Oboe (?). Schön zu sehen, wie die Priester (oder wie man die Zeremonienmeister offiziell nennt) sehr routiniert und ohne sichtbare Euphorie Statuen mit Milch, Ghee, Pulver usw. übergießen, abwischen, Flammen entzünden und so weiter. Die Familie war ebenso routiniert, hat sich aber zumindest in Schale geworfen.
Nach einem kleinen weiteren Marsch durch Chinatown (welches tagsüber ziemlich leer und leblos wirkt) sind wir zu einem Ensemble von Sozialwohnungsblocks am Rande von Chinatown, die auf der 26. und 50. Etage durch einen Skywalk verbunden sind. Gegen eine kleine Gebühr lässt einen der Hausmeister auf die oberste Plattform, von wo aus man einen mit Wow-Faktor versehenen Rundum-Ausblick auf die Skyline hat. Der Skywalk war offensichtlich ein echter Geheimtipp, denn hier war kaum jemand (unverständlicherweise). Es gibt Beete, Bäume, Sitzgelegenheiten und Spielpätze. »Sozialwohnungen« …
Mit ploppenden Ohren sind wir dann wieder aufs Straßenniveau, haben in Chinatown nochmal im selben Hawker-Center kalte Getränke geschlabbert (die nach der frischen Zubereitung sogar gleich verschweißt werden) und festgestellt, dass Chinatown wirklich erst nach Sonnenuntergang erwacht. Plötzlich war alles voll und lebhaft. Sesamstraßengucker wissen: Es reicht nicht nur der richige Ort, es muss auch die richtige Zeit sein.
Wir sind aber mit der sauberen(!) U-Bahn zu der gigantomanischen Riesenmall Marina Bay Sands gefahren, wo wirklich keine Nobelmarke fehlt, aber dann auch ein netter, billiger und sehr geschäftiger Hawker-Center im Untergeschoss zu finden ist. (Dort haben wir den indischen Stand geleert). Auf der Seeseite gibt es abends mehrfach eine zehnminütige Wasser-Licht-und-Musik-Show, die die spektakuläre Wolkenkratzer-Skyline von Singapore als Hintergrund hat. Alles hier ist riesig, alles edel, alles vom Feinsten. Kein Bauwerk ohne einen speziellen Twist, sogar die Fußgängerbrücke zur anderen Seite der Bucht ist der DNA nachempfunden und hat CGATGCCTAGCT-Sequenzen am Boden (Nils darf hier jetzt gerne erklären, warum meine hier erfundene Sequenz so nicht funktioniert).
Mit dem Bus sind wir dann komplett plattfüßig wieder ins Hotel zurück. Auch hier wieder ist der ÖPNV einfach super: Gute Doppeldeckerbusse, keine Tickets, einfach nur Telefon beim Ein- und Aussteigen an den Zähler halten. Warum geht es bei uns nicht so einfach?
Morgen ist Reisetag mit vielen kleinen Etappen, drückt uns die Daumen!
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