»Ein Krankenhausaufenthaltsort für kulturelle Kunst«
2023-07-26 von frischnetz | Comments (1)
25. Juli 2023, Licin, Jawa Timor, Indonesien: Ein drei Zentimeter dicker Banana-Pancake zum Frühstück hat uns für den heutigen Tag mit reichlich Kalorien für die spätere Kältephase ausgestattet. Mit zwei geliehenen Scootern sind wir ein wenig durch die sehr schöne Gegend und Dörfer gefahren und haben nach etwas Suche den »Taman Gundrung Terakota« gefunden. Einen Ort, den die automatisch auf Deutsch übersetzte Website als »Krankenhausaufenthaltsort für kulturelle Kunst« bezeichnet. In einem tiefen, grünen und rutschigen Tal wurden wir von einem kellnerartigen Menschen angesprochen, dass der Eintritt ganze 100000 IDR kostet, aber auch ein Getränk und ein Essen beeinhaltet. Was wir den Essen wollten. Wir – noch total vom Banana-Pancake – wählten Sate Ayam. Und was wir denn trinken wollten, Blau oder Rot?
Das war eine geradezu Matrix-artige Auswahl und nein, wir haben nicht alle die rote Pille gewählt, zwei von uns nahmen die blaue, weil die Realität eigentlich ganz ok ist.
Unsere Auswahl wurde dann mit Funkgerät an eine versteckte Armee von Küchen- und Bar-Lakaien gesendet, damit alles vorbereitet werden konnte. Währenddessen fragten wir uns immer noch, was man den hier nun wirklich genau sehen kann, das einen Krankenhausaufenthalt ersetzt.
Wir wurden dann vom Kellner durch die feuchten Bäume hindurch zu mehreren Gruppen nahezu lebensgroßer Terrakotta-Plastiken von Tänzerinnen in jeweils derselben Pose geführt. Die Plastiken waren aber offensichtlich keine Abgüsse, sondern individuell gestaltet. Eine Gruppe posierte in einem brunnenartigen Erdschacht, eine flankierte einen Weg durch ein Reisfeld, eine war halb versunken in einem Becken, eine bewachte die Reisterrassen, die größte stand am Rand des Feldes. Den genauen Zweck haben wir nicht durchschaut, aber es ging uns wirklich schon sehr viel besser, Herr Doktor, danke!
In einem Cafe mit Blick auf diese Weeping Angels haben wir einen ziemlich sauren Kaffee bekommen und dann wurden uns auch die Matrix-Getränke (Eistee mit unterschiedlichen Blüten (und einer Menge Lebensmittelfarbe) und die State-Spieße serviert.
Noch satter als vorher (und geheilt) sind wir dann total übermütig doch schon mal Richtung Ijen aufgebrochen, obwohl wir den doch auch morgen ansehen wollen. Aber egal, ist ja nur ne Stunde und wir haben gerade getankt. Kaum waren wir ins Gebiet des Geoparks aufgebrochen, zog es zu und wir unsere Regenjacken über. Neblig wurde es auch. Und es fing an zu nieseln. Egal!
Der Weg ging nach einer Weile von Plantagen in einen richtig dichten Regenwald über, der im teilweise auch sehr dichten Nebel (10m Sichtweite) und Nieselregen einfach zu mystisch und geheimnisvoll aussah, um jetzt umzukehren. Die Straße war auch gut geteert, aber sehr kurvenreich und auch nur ca. 4m breit (mit zwei für Mopeds ausgelegten Spuren). Rings herum tropfte und zirpte es, die Brille war voller Niesel und es war echt kalt an den Beinen und Flossen, aber es hat einfach unglaublich Laune gemacht. Auch der Welpe war total geflasht. Nach eigener Aussage ist das das optimale Urlaubserlebnis: im Regen durch den Regenwald zu knattern.
Kaum waren wir am Rand des etwa 70km Durchmesser großen Kratergebietes (auf ca. 1800m) angekommen, kam plötzlich die Sonne raus und die Gegend sah wie eine mediterrane hügelige Kiefernwaldlandschaft aus. Wir haben nah am Weg einen kleinen Wasserfall gefunden, der laut Schild vom aktiven Kratersee gespeist wird und demnach aus Schwelfelsäure mit pH 0,5 besteht. Das deutlich grüne und schwelfelig riechende Wasser fließt dann wie ein normaler Gebirgsbach durch die Landschaft …
Wir wollten dann noch ein Stück weiterfahren zu einem alten Krater mit einem angeblich tollen Panoramblick über die Caldera. Nach einer halben Stunde durch Kaffeeplantagen und immer schlechter werdenden Pisten kamen wir dort an, stiegen eine Treppe mit 200 Stufen hoch, die an einer Ansammlung riesiger Buchstaben endete, die den Besucher daran erinnerte, wo er war: KAWAH WURUNG.
Also geht man um die Buchstaben herum und landet genau in dem Moment auf dem Kraterrand, als die Sonnenstunden abgelaufen waren und sich die ganze Gegend innerhalb von Minuten komplett mit Nebel füllt. Ja, sehr tolles Panorama, jede Richtung sieht komplett identisch aus.
Ohne größere Pausen sind wir in etwa 80 Minuten die 30km wieder zum Guest House zurückgefahren. Und wieder hatten wir ziemlich kalten und feuchten Nebel im langen Regenwaldabschnitt. Im Tal wurde es etwas besser und wir sind zum Sonnenuntergang fast wieder trocken angekommen.
Abendessen haben wir wieder im Warung Makan Bu Widi eingenommen, diesmal aber normale Portionen!
Kommentare (1)
AWW:
2023-07-27 um 23:27
In KAWAH WURUNG steckt AWW!
Was ist denn "kalt" dort? Ich friere heute auch schon den ganzen Tag bei durchgehend Regen und etwa 20 °C
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