Immer Festung druff!
2018-10-05 von frischnetz | Comments (0)
4.10.2018, Amman: Pünktlich um 10 Uhr haben wir unser Appartment bezahlt und sind mit Husky nach Westen Richtung der alten Stadt Al-Salt, die mal lockere 2300 Jahre auf dem Buckel hat. Davon sieht man natürlich nicht mehr viel, aber es gibt sehr viel mehr ältere Gebäude als z.B. in Amman, u.a. ein paar schöne, alte schmale Gassen mit Märkten und Ständen. Nach einem Frühstück in einem Imbiss und einem Besuch im Al-Salt-Museum sind wir einfach noch ein wenig die Treppenstraßen rauf durch alte Stadtviertel gelaufe, die fast komplett aus sehr ansehnlichen honigfarbenen Sandstein gebaut sind, ein wenig wie in Jaisalmer in Rajasthan.
Vor einem ehemaligen alten Krankenhaus, das nach europäischen Standards renoviert und umgebaut wurde und jetzt ein anglikanisches Aus- und Fortbildungszentrum ist, trafen wir einen deutschen Mitarbeiter, der uns netterweise alles aufschloss und uns zeigte. Wirklich sehr schön geworden. Es gibt sogar noch ein paar alte Höhlen unter dem Gebäude, die früher von Einheimischen genutzt wurden und jetzt ins Gebäude integriert sind.
Nach einem Minztee in einem winzigen Café in einer Seitenstraße wurden wir in der winzigen, höhlenartigen orthodoxen Kirche von einem älteren Mann angesprochen, der schon seit 12 Jahren in Jordanien lebt und auch die Staatsbürgerschaft inne hat. Er erklärte uns, dass er nach dem Tod seiner Frau und einer Herz-OP auf Vorschlag seiner jordanischen Freunde dem König einen Brief geschrieben hat. Dann wurde er als Gast des Königs eingeladen und eingebürgert. Inzwischen hat er dort eine neue Ehefrau gefunden. So geht das also. Immer gleich an den obersten Beamten wenden, wenn man möchte, dass etwas klappt.
Nach weiteren 1,5 Stunden Fahrt, teilweise über achterbahnartig steile Straßen über die Berge, auf denen es angenehme, trockene 30 Grad gab, ging es steil bergab ins fruchtbare Jordantal, das mit Feldern voller Plastikfoliengewächshäusern voll ist. Ein paar Kilometer weiter bogen wir wieder nach Osten nach Ajloun ab und arbeiteten uns zu einer mächtig-klotzigen Festung genau auf dem Gipfel eines Berges vor, das man schon von weitem sehen kann. Sie war u.a. gegen die Kreuzfahrer gegründet worden und ist wohl nie eingenommen worden. Sowas bräuchten wir in Kiel auch gegen die Kreuzfahrer, das nimmt ja sonst Überhand!
Das Ding ist ein dicker, kompakter Klotz aus drei Etagen mit düsteren Hallen aus groben Steinen, die jetzt allerdings nett beleuchtet sind. Jedenfalls ein sehr beeindruckender Ort mit phantastischem Panorama. Und der erste Ort, wo wir tatsächlich mal ein paar mehr Touristen sahen als bisher (bin mir aber nicht sicher, ob es alles Kreuzfahrer waren).
Weitere 25 Minuten weiter sind wir dann bei unserem »Homestay« abgestiegen, wo wir ein großes Zimmer mit fünf Betten und schönem Blick über das grüne Tal bekommen haben und auch den riesigen Gemeinschaftsraum exklusiv nutzen können, weil sonst keine Gäste da sind. So viel Platz hatten wir wirklich noch nie!
Abendessen wurde von der Frau unseres Gastgebers gekocht, ein Topf voll Hühnerstücken, bedeckt mit Reis und Auberginenstücken, der dann einfach auf eine große Platte gekippt wurde. An sich ein einfaches Gericht (vor allem, weil man nur einen Topf braucht, aber wirklich wieder sehr lecker, weil der Fleischsaft in ein Reis ziehen kann. Dazu gab es Bohnen, Salat (leider mit Koriander) und eine Schale mit Auberginenpaste, die aber leider ziemlich verbrannt schmeckt und deshalb von uns verschmäht wurde. Vorher wurden wir noch mit frischen Feigen und Granatäpfeln direkt aus dem Garten versorgt und später gab es noch Tee. Alles in allem wieder ein sehr gutes Mahl.
Mit einem abendlichen Gesangskonzert der hiesigen Hundegemeinde des ganzen Tales (nein, nicht wir) klang der Tag für uns aus.
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