The ruined streets of Philadelphia
2018-10-02 von frischnetz | Comments (0)
2.10.2018, Amman: Der Welpe war heute leider etwas unpässlich und hat sich einen Erholungstag verschrieben, auf dem Sofa gelegen, etwas geschlafen, Hörspiele gehört, gelesen und so weiter. Die Rabeneltern haben den Tag dann mit Dingen verbracht, die der Welpe sowieso nicht so richtig genossen hätte: Ruinen anschauen. (Keine Sorge, wir waren nur 10 Minuten mit dem Taxi entfernt und haben uns regelmäßig über Telefon über das allgemeine Befinden ausgetauscht. Außerdem ist der Welpe ja schon 11!)
Wir haben uns also als erstes zur Zentralmoschee fahren lassen, einem ziemlich neuen und eckigen Gebäude mit schicker blauer Kuppel. Als Besucher muss man allerdings durch den Giftshop, wo die Frauen mit einem Hogwarts-Mantel versehen werden und man schonmal prophylaktisch über die tollen Kunstgegenstände gebrieft wird, die man beim Rausgehen dann gerne alle kaufen darf.
Der breite Hauptbereich unter der Kuppel war mit einem flauschigen Teppich ausgelegt und wurde von einer Ufo-artigen Lampe beleuchtet. Ansonsten war es nicht sehr spektakulär.
Im Giftshop wurden wir dann gleich mit einem Schnapsglas Tee bestochen und es wurde uns ganz nett und höflich bis zu ca 380EUR teure bemahlte Straußeneier oder Schmuck feilgeboten, was wir aber alles ebenso freundlich ablehnten. Obwohl so ein Straußenei schon cool wäre …
Mit einem sehr eloquenten Taxifahrer sind wir anschließend zur Ruine der Zitadelle gefahren, einem steilen Hügelberg in der Mitte der Stadt mit vielen Schichten unterschiedlicher Bauwerke von Bronzezeitgräbern über römische Tempel bis zu Ummayaden-Palästen. Alles recht interessant, aber auch sehr kaputt. Und man hat einen schönen Blick über die homogen bebauteste Stadt, die ich kenne, fast alle Gebäude sind dreistöcke Appartmentwürfel in Sandsteinfarbe.
Ein kleines Museum zeigte auf dem Gelände noch diverse Artefakte aus der entsprechenden riesigen Zeitspanne. Es war wohl auch eine zeitlang der Ausstellungsort der Qumran-Rollen.
Über ein paar steile Treppen gelangten wir zum separat gelegenen römischen Theater aus dem 2. Jahrhundert, mit schlappen 6000 Sitzplätzen (für Leute, die einigermaßen schwindelfrei sind und auch mit steilen Treppen klarkommen), aus einer Zeit, als Amman noch Philadelphia hieß (nach dem Frischkäse und dem gleichnamigen Film mit Tom Hanks. Die sind hier sehr große Tom-Hanks-Fans!). Das war schonmal ziemlich beeindruckend, auch das nebenanliegende, sehr viel kleinere Odeon.
Nach einem türkischen Kaffee in der gegenüberliegenden Shisha-Stube (wir saßen draußen) sind wir dann noch ein wenig durch die Streets of Philadelphia gelaufen, haben uns frisch gepressten Granatapfelsaft reingezogen und mit leckerstem Kunafeh khishneh getoppt.
Dann packte uns das schlechte Gewissen und wir sind schnell wieder zum Welpen geeilt, dessen Rekonvaleszenz erfolgreich war und sind mit unserem Leihwagen zu einem Restaurant gefahren, das der Lonely Planet als mit einem schönen Innenhof versehen anpries, welches dann aber doch nur ein ganz normaler kleiner Imbiss ohne jegliche Sitzgelegenheit war. Also weitergegoogelt und einen anderen Imbiss angefahren, der wenigstens einen Balkon mit Sitzgelegenheit hatte. Und wurden freundlich einige Dinge aufgeschwatzt (weil sie nur eine Karte in Arabisch hatten), die wir gerne nahmen. Es war eine Schwarmarolle mit Pommes und gegrilltes Huhn mit gelbem Reis mit gerösteten Mandeln. Das was alles sicher keine kulinarische Sensation, aber wirklich sehr lecker, frisch und auch noch günstig.
So, morgen gehts ein wenig nach Osten …
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