Nicht vom Affen gebissen, dafür (beinahe) vom Baum erschlagen …
2018-08-04 von frischnetz | Comments (0)
4.8.2018, Ubud, Bali, Indonesia: Die Sonne scheint, nichts wie rauf auf die Schüsseln und auf zum Monkey-Forest!
Google Maps hat uns bisher wirklich sehr gut durch diesen Irrgarten von kleinen Straßen und Wegen manövriert und Dank der Abbiege-Anzeige auf der Smartwatch muss man auch nicht andauernd sein Telefon zücken, sondern kann Fonzi-mäßig kurz gelangweilt auf sein Handgelenk schauen, um zu sehen, dass man in 350m links abbiegen muss. Sehr praktisch! Um den größeren Straßen ein wenig zu vermeiden, haben wir die Routenfunktion einfach auf das Verkehrsmittel »Fuß« gestellt, da hier wirklich jeder Trampelpfad auch mit Mopeds befahren wird. Leider ist das Straßennetz hier aber derart seltsam aufgebaut, dass es zwar sehr viele Straßen in Nord-Süd-Richtung gibt, aber kaum welche in Ost-West-Richtung. Das liegt an den vielen kleinen, tief in kleine Täler eingegrabenen Flüssen, die von Norden vom Berg her fließen und alle Dörfer in längliche Streifen schneiden. Brücken gibt es nur an ganz wenigen Stellen. Und so kommt man nicht umhin, auch diverse stärker befahrene Straßen nutzen zu müssen, was deutlich weniger Spaß macht, weil es ein einziges Dauerüberholen ist. Die Wahl der Fußgängerstrecke war jedenfalls eine gute, vor allem auch, weil einige Abschnitte, die wirklich nur bessere Trampelpfade waren, tatsächlich auch gute Abkürzungen waren.
Beim Tanken beider Mopeds (etwa 8l), fing der mittlere Hund an, dem Tankwart fröhlich diverse 50000 INR-Scheine auf die Hand zu zählen, bis der stoppte und ihr alle bis auf einen wieder zurückgab. Wir haben für die 8l also etwa 3 Euro bezahlt …
Unser erstes Ziel, der Sangeh Monkey Forest ist ein kleiner Wald aus riesigen Bäumen mit einem Tempel in der Mitte und diversen Affen, die hier leben. Es gibt auch einen Monkey Forest mit identischen Zutaten direkt in Ubud, aber der ist vollgestopft mit Touris, die dort Selfies schürfen. Hier war praktisch niemand. Na gut, ein paar Brautpaare ließen sich hier im kompletten Ornat ablichten.
Vor den Affen hat uns jeder gewarnt: Das Guidebook, die Dame vom Guesthouse, die Dame an der Kasse, die Damen am Imbissstand und diverse Hinweisschilder. Es gibt sogar Aufpasser, die mit jeder Besuchergruppe mitlaufen, um diese vor den Affen zu schützen, die alles klauen sollen, was nicht angenietet ist: Sonnenbrillen, Mützen, Kekse aus Rucksäcke, Colaflaschen, kleine Kameras, etc.
Aber die Affen waren komplett harmlos! Wir haben natürlich alles Interessante in unsere Rucksäcke gepackt und kein Futter mitgenommen oder auch nur Anstalten gemacht, die Viecher zu füttern und alles war vollkommen entspannt. Wir sind sogar an ihren Futterplatz gegangen, wo sie Rüben geknabbert haben und es gab absolut keinen Stress, obwohl wir ziemlich nah dran waren. Vermutlich ist jeder fällig, der sie mal versucht hat, mit Futter zu locken, dann wissen die, das da was zu holen gibt.
Ein kleiner Pfad hinter dem Futterplatz führte über ca. 200 Treppenstufen zum nächsten Fluss und heiligen Quellen in einem schmalen und feuchten, dschungeligen Tal. Sehr schöner Ort, den kein Reiseführer erwähnt hat.
Auf dem Rückweg aus dem Wald über den breiten zentralen Weg krachte es plötzlich über uns und ein paar mehrere Meter lange, tote Äste knallten aus 30m Höhe ca 20m vor uns nur ganz knapp neben drei Schuljungs auf den Weg. Einen Meter weiter links und die wären wirklich erschlagen worden. Der Aufprall war so heftig, dass aus dem gemauerten, einen halben Meter hohen Sims am Rand des Wegs mehrere Backsteine herausgeschlagen und zerbrochen wurden.
Auf den Schreck mussten wir dringend was Essen und sind zum nahgelenenen »Warung Sate Babi Nyoman Bledor I« und haben die allerbesten, Sate-Spieße der Welt gegessen, heiß und saftig gegrilltes, mariniertes Schweinefleisch, getunkt in eine dicke, leckere und phantastisch gewürzte Erdnusssauce, von der man nur Träumen kann. 46 (sic!) dieser Spieße haben die großen Hunde vertilgt (der Welpe hat sich eher an eine sehr gute Suppe gehalten: zwei Teller hat er gegessen), dazu 4 Päckchen Reis, der sehr lecker mit Zitronengras gekocht war, zwei ebenfalls perfekte Eistee, eine Packung knusprige Schweinehaut und ein Wasser. Die Rechnung für alles zusammen betrug 85000 INR. Das sind komplett lächerliche 5 EUR. Soviel kostet in den üblicherweise auf Touris ausgerichteten Restaurants gerade mal ein einfaches Hauptgericht. Für eine Person.
Das Warung selbst ist einfach nur eine an den Seiten offene, längliche kleine Halle mit einer leicht erhöhten Fläche, auf der ein blauer Filzteppich liegt und auf der man irgendwo sitzen kann, es gibt keine Tische, Stühle oder Kissen. Eigentlich ist es nur ein besserer Streetfood-Stand. Vorne an der Straßenseite ist der längliche Grill, auf dem ca 80 Spieße über Holzkohle braten. Die Kohle wird über ein kleines Gebläse wie beim Schmied bis zum hellroten Glühen gebracht, Temperaturen, die kein normaler Grill jemals erreicht. Das Fleisch der Spieße ist in Minuten gar und das Fett ist kross auf der Außenseite. Es zeigt sich wieder, dass das beste Essen nicht in Restaurants, sondern an Straßenständen zu kriegen ist und dass der Preis nichts über die Qualität aussagt. (Natürlich könnte auch dieser Grill mit seinen immensen Feinstaubemmissionen nicht in deutsche Innenstädte fahren.)
Der abendliche Heimweg führte uns als Kontrastprogramm genau durch das touristische Zentrum Ubuds, wo wirklich praktisch nur Touris zu sehen sind, die von überteuerten, poshen Restaurants geködert werden. Wir wollten uns den Zirkus zumindest mal ansehen, blieben aber schon nach 20m an einer Eisdiele stecken, die ganz ordentliches Eis hatte, welches dann aber für fünf Kugeln doppelt so viel kostete wie unser komplettes leckeres Mittagessen.
Als wir fertig mit dem Eis waren, regnete es und die Touris waren weg. Wir nahmen das gut gelaunt zum Anlass, doch lieber nach Hause zu fahren.
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