Geröllhalde der Eitelkeiten
2018-07-21 von frischnetz | Comments (1)
21.7.2018, Yogyakarta: Die erste morgendliche, naja, vormittägliche Taxifahrt brachte uns zum sehr touristischen Sultanspalast, oder vielmehr dem Nachbau desselben aus den Zwanzigerjahren. Architektonisch alles ganz nett, aber der interessanteste Teil war die offenbar mehrstündige Schattenspielveranstaltung, die in einer rekonstruierten offenen Halle stattfand. Das klingt ziemlich stark nach Touristenklimbim, aber die ganze Sache wurde wirklich sehr ernsthaft und überhaupt nicht anbiedernd dargeboten. Es gab keinerlei Erklärung oder Übersetzung, statt dessen sehr lange Javanesische(?) Texte des Spielers, der die Figuren teilweise nur in den musikalisch untermalten Zwischenspielen überhaupt bewegte. Es könnte sich demnach eigentlich nur um ein dialektisches philosophisch-politisch-marxistisches Hörspiel aus den frühen Siebzigerjahren halten (wobei die Rollen des Proletariats und des Kapitals schwer zu unterscheiden waren).
Erfreulicherweise bestand die musikalische Untermalung aus einem sehr dezenten und geschmackvollen Klangteppich aller möglichen Gonggeräusche aus polierten Instrumenten. Das Orchester saß dabei erfreulich entspannt hinter dem Spieler und plauderte, rauchte oder trank Tee während der Musikpausen, in denen der Spieler wieder seine halb-gesungene Kritik an den gesellschaftlichen Umständen erörterte.
Der Palast befindet sich in einem relativ großen Altstadtbereich aus kleinen Gässchen und einstöckigen Häusern, die meist von Leuten bewohnt werden, die Kunsthandwerk herstellen. Es ist wirklich ganz nett, dort in diesem Irrgarten herumzuwandern. Ein Teil davon ist das so genannte Wasserschloss (Taman Sari), welches mit ein paar Pools, Toren, kleinen Türmen und Gängen der Zerstreuung der Monarchen (des Kapitals) diente. Es geht in einen Teil der Altstadt über, in welchem man noch in mehrere leer stehende historische Gebäude gehen und sich über die teilweise integrierten Möbel, wie Betten oder Regale, wundern kann. Ein anderer, architektonisch seltsamer Teil ist das Rundgebäude Sumur Gumuling, das man nur über einen ehemals unter Wasser liegenden Tunnel betreten kann und in der Mitte vier Treppen hat, die sich in der Mitte treffen. Hier ist natürlich der optimale Portrait- und Selfieplatz und die Jungspunde nutzen das intensiv und stehen sozusagen Schlange, bis sie ihre beste Instagrampose ablichten (lassen) können.
Wir waren jetzt schon ziemlich weit von unserem Taxi weggedriftet und mussten erstmal auf der Google-Karte rekonstruieren, wo wir unseren Fahrer wiederfinden können. Wir sind dann mit ihn zum Candi Prambanan gefahren, der größten hinduistischen Anlage in Donesien und ein weiterer Selfie-Hintergrund für Unmengen Teenies, die unbedingt dazugehören wollen.
Weil das Ensemble mit seinen etwa 250 Tempeln schon vor langer Zeit bei Erdbeben größtenteils zerstört wurde, sind beim schon seit 100 Jahren andauernden Wiederaufbau nur die größten Schreine wieder aufgebaut worden, der Rest liegt als riesiges Steinfeld um diesen inneren Teil herum, teils mit sortierten Steinen, meist aber als Geröllfeld.
Insgesamt ist das eine wirklich schöne Anlage mit Erinnerungen an Angkor.
Zum Tagesabschluss gab es in einem recht eleganten Restaurant, das unsere Guesthouse-Chefin uns empfohlen hat, in ein paar Kilometern Entfernung an einem Berghang ein Buffet-Abendessen. Wir hatten einen Tisch auf der Terasse mit einem tollen Blick über das Gelände, mit den abends ein wenig erleuchteten Tempeln. Das Futter war ganz gut (teils indonesische und teils westliche Gerichte) und auch der Welpe ist sehr satt geworden. Ein schöner Tagesabschluss, wäre da nur nicht die gut 60 Minuten Rückfahrt in Guesthaus gewesen. Auch hier geht der Verkehr immer noch nicht, auch wenn es nicht so schlimm ist wie Jakarta. Wir müssen noch weiter weg!
Kommentare (1)
sister:
2018-07-22 um 13:21
Oh...ein Schäfchenwolkenmacher????
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