Mega-Nirwana des Individualverkehrs (mit Ohrwurm)
2018-07-12 von frischnetz | Comments (2)
12.07.2018 Jakarta: Den Plan, heute mal richtig früh aufzustehen, haben wir schon beim ersten Weckerklingeln verworfen. Nach einem improvisierten Frühstück im Appartment sind wir dann mit einem Grab-Taxi (stilecht mit »TOT«) im Nummernschild Richtung Hafen losgedüst. Nachdem der Hafeneingang ziemlich versperrt und besucherunfreundlich aussah, haben wir uns bis zur Batavia Marina bringen lassen, einem teuren, historischen Kolonialhotel auf einer Langzunge mit Marina, wo wir zumindest was Kaltes trinken wollten, uns aber auch zu einer Nudelsuppe hinreißen ließen. Sie wurde nach relativ langer Wartezeit auf der Veranda stilchecht im Kocher serviert und war wirklich sehr gut. Beschallt wurde das Ensemble von einem Mix 80er-Jahre-Hits wie Mandy(!) von Barry Manilow(!!).
Den Weg zum Sunda Kelapa-Hafen sind wir – geplagt von Ohrwürmern – zu Fuß entlang staubiger Straßen zurückgegangen und wurden jetzt etwas freundlicher empfangen. Eigentlich sogar etwas aufdringlich wurden wir zu ziemlich teuren Besichtigungen und Bootsfahrten gedrängt, die wir aber souverän abgelehnt und statt dessen zu Fuß das Ufer erkundet haben. Oh Mandy! Hier liegen ziemlich abenteuerlich abgewrackt aussehende Segelfrachter, die von vermummten Gestalten mit knatternden, quietschenden Kränen mit Zementsäcken, leeren Wasserflaschen, Pappe, Stoffbündeln und anderem losen Gütern beladen werden. In Zeiten von ubiquitären Containern wirklich ein seltener Anblick. Containerhäfen gibt es hier aber natürlich auch.
Eine weitere kurze Wanderung an dem wirklich grässlichen Jakarta-Straßenverkehr vorbei, führte uns ins Maritime Museum, ein altes, holländisches Festungsgebäude mit einigen zwar interessanten, aber weder chronologisch noch thematisch wirklich sortierten Exponaten wie Kanonen, Stadtpläne, Fischen in Formalin, Schiffsmodellen und Einbäumen sowie ein paar Räume mit lebensgroßen Dioramen von Leuten aus allen Kulturen, die für die Indonesische Seefahrt oder den Handel wichtig waren. Da standen dann auch Captain Cook, Captain Bligh und irgendein holländischer Eroberer an einem Tisch und diskutierten …
Der Welpe hielt dann auch noch trotz müder Füße den letzten Abschnitt unserer kleinen »Altstadt«-Wanderung durch und so gelangten wir, zunehmend von Hupen und Abgasen weichgekocht vorbei an einer alten holländischen Klappbrücke, die durch ihre Lage direkt neben einer hässlichen Autobrücke absolut nicht wirklich gewürdigt werden kann zum Fatahillah Square, wo jetzt, gegen Sonnenuntergang die Jakater(?) rumflanieren oder -sitzen, sich von Wahrsagern abzocken lassen, mit Lebenden Soldaten-Statuen die tollsten Morde aus dem letzten Krieg nachstellen oder sich in Leuchtfarbe gestrichene Räder leihen und ein paar Runden um den Platz zu radeln und sich dabei mit Selfisticks zu filmen. Oder um sich mit den wenigen westlichen Touristen fotographieren zu lassen, die sich hierhin verirrt haben.
An einer Ecke des Platzes haben wir dann noch etwas wahllos irgendwelches Streetfood erstanden, was aber leider ein Fehler war (nicht lecker). Da gibt es sicher besseres.
Der Verkehr nahm zum Sonnenuntergang leider drastisch zu, so dass wir mit dem per App herbeigerufenen Taxi (keine Preisverhandlung und keine Unklarheiten über den Zielort, den gibt man auf der Karte an) im zweiten Anlauf (der erste Wagen fuhr auf dem Weg zu uns plötzlich erratisch in der Gegend rum) eine geschlagene Stunde für 10km zum Appartment brauchten. Immerhin war es bequem. Aber diese Stadt zeigt das absolute Versagen der Städteplanung angesichts des Individualverkehrs. Bangkok hat wenigstens noch einen Skytrain und eine U-Bahn. Hier kann man für schnellen Transport nur auf Myriaden von Moped-Taxis zurückgreifen. Aber will man in dieser Stadt Moped fahren??? Im Appartmentkomplex hat der Welpe dann noch begeistert den Innenhof-Pool ausprobiert, den Mieter umsonst nutzen können.
Zum Futtern ging es dann nochmal in die Mall von gestern, aber das diesmal in Eile 45 Minuten vor Schluss spontan ausgesuchte Restaurant entpuppte sich als Totalreinfall. Die von uns favorisierten Gerichte gab es nicht (mehr) und die alternativ ausgesuchten Sachen waren nicht lecker (dünne Hühnerbeinchen auf extrem fischiger, scharfer Sauce und geschmackloser Reis. Also alles, was irgendwie essbar war, schnell vertilgt und nichts wie weg. Mit dem Essen hatten wir heute so gar keinen Erfolg. Zum Trost gabs es noch einen Kuchen von Starbucks und wir haben ja auch immer noch Nudelsuppenpacks und einen Wasserkocher im Zimmer. Oh Mandy!
Kommentare (2)
helga lippmann:
2018-07-14 um 21:13
hoffentlich bekommt ihr nochmal etwas gutes, sodass ihr nicht verhungern werdet.Aber andere Länder andere Sitten hi, hi, hi.
Jörg:
2018-07-16 um 16:02
Keine Sorge :-)
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