Peter Horton spielt Marimba in den schottischen Highlands am Ende der Welt
2016-08-27 von frischnetz | Comments (1)
25.08.2016 – Nuwara Eliya – Um 4:30 aufstehen, um stundenlang durch Kälte und Nieselregen zu wandern: nicht die typische Vorstellung von Urlaub nahe dem Äquator.
Um 5:00 brachte uns der gelbe und blitzsaubere Toyota Aqua mit der lapidaren Beschriftung »meh.« auf der Heckscheibe in einer fast einstündigen Fahrt 30km auf immer schlechter und steileren Straßen nach Süden zu den Horton Plains, einer Hochebene in 2000m Höhe mitten im Nationalpark. Es hieß, man solle sehr früh da sein, damit man von World's End einen schönen Blick haben kann, aber am Start des Wanderrundweges am Parkplatz herrschte die dickste Nebelsuppe, die bei 13 Grad durch unsere viel zu dünnen Vliesjacken gepustet wurde. Wir hatten schon die wärmsten Sachen an, die wir mit hatten, aber das hat nur gerade eben so ansatzweise gereicht.
Das war aber ziemlich egal, denn die tolle Landschaft hat das alles wettgemacht. Teilweise war es eine Wiesenlandschaft mit Rhododendronbüschen, in der man erwartet, in den Nebelschwaden den Hund von Baskerville jaulen zu hören, teilweise dichte Regenwälder mit dickem Moos- und Flechtenbewuchs, teilweise eine Landschaft mit großen farnartigen Bäumen wie aus Jurassic Park. Der einzige, ca. 7km lange (Rund-)Wanderweg ist breit und zumindest anfangs auch gut ausgebaut, später klettert man über sehr unebenen Felsenboden und buckelige rote Erde, immer mal wieder rauf und runter. Dazu gibt es einen seltsamen Soundtrack, als würden rings umher hunderte kleine Marimbas mit winzigen Klöppeln gespielt werden. Angeblich waren das die Frösche, aber wir haben weder sie noch ihre Marimbas irgendwo gesehen.
Der Park ist erfreulicherweise komplett frei von Müll, was auch daran liegt, dass alle Besucher am Eingang auf die ubiquitären Plastiktüten gefilzt werden, die werden dann durch kleine Papiertüten ersetzt. Da die Srilanker Müll üblicherweise einfach fallen lassen, eine sehr sinnvolle Maßnahme. Auch Kaugummi und ähnliches darf man nicht in den Park nehmen
Nach einem Drittel der Strecke erreicht man erst Mini World's End und danach Greater World's End, zwei Punkte auf einem Felsenabbruch, wo es ca 800m fast senkrecht in ein Tal runtergeht, welches an der Sohle fast 1400m tiefer ist als die Hochebene. Wenn man oben am Abgrund steht, blasen einem von hinten sehr heftig dicke Wolken in den Rücken und wollen einen mitreißen, wenn sie ins Tal stürzen und sich auflösen. Das ganze geht alles so schnell, dass sich die dickste Suppe binnen Minuten in blauen Himmel und wieder zurückverwandeln kann. Wirklich ein Ort, an dem man mal gut eine halbe Stunde einfach so in die Gegend gucken kann. (Das tun natürlich auch andere, es war ein beliebterer Ort, als ich erwartet hätte. Unter anderem schleifte eine Chinesin(?) Ihren Sohn über die gesamte Strecke, der sich schlauerweise Rollschuhe dafür angezogen hatte …).
Ein weiterer Aussichtspunkt, ein paar Kilometer weiter auf dem Rundweg war Bakers Fall, ein kleiner Wasserfall, auch ganz nett.
Nach weiteren 3 Kilometern über holperige Wege durch die Hügellandschaft an einem kleinen Fluss vorbei, waren wir wieder am Ausgangspunkt und gingen erstmal in die kleine Caféteria, um heißen Tee und als Frühstücksersatz mehrere Rotti mit scharfer Kokos-Sambal-Paste zu futtern.
Am Parkplatz und auch an der Straße sahen wir bei der Rückfahrt dann auch noch einige große Sambal Sambar-Hirsche, die vermutlich auf ein paar Snacks aus den Autos hofften.
Zurück im (auch nicht sehr warmen) Guesthouse haben wir uns erstmal ein paar Stunden im Bett aufgewärmt und gedöst. Gegen Abend kamen ein paar neuee Gäste ins Guesthouse, eine Truppe ziemlich witzige Studenten aus der Schweiz, dem Libanon und (vergessen), die sich in einem Lehrer-Progamm in einer kleinen Stadt in SL kennengelernt haben und nun einen Wochenendtrip machten. Sie haben uns netterweise gleich zu Wein eingeladen.
Wir wollten unbedingt noch was im Ort essen und wurden auf der Suche nach einem 3w sogar umsonst mitgenommen. An sich heißt es, dass man in diesem Ort lieber im Hotel essen sollte, weil es keine ordentlichen Restaurants gibt, bei uns gab es allerdings nichts. Der im Ort von uns angepeilte und bei Google Maps sehr gelobte Pizza-Laden war leider dauerhaft geschlossen, aber beim Herumstreifen sahen wir ein weiteres Pizza-Schild und sind einfach mal reingegangen. Es war eine düstere Kaschemme mit lauter Locals, die in dicken Jacken rauchten und um Whisky- und Arrackflaschen saßen, die langsam gelehrt wurden. Im Fernsehen lief Wrestling und Tennis. Die Kellner hatten aber alle ordentliche Kellneranzüge an und es waren auch Kinder anwesend. Also haben wir die Umgebung ignoriert, schnell zwei Pizzen bestellt, die zügig aber ohne Hast vernichtet (nicht sehr lecker), bezahlt und das Etablissement unauffällig verlassen. Wenigstens satt.
Kommentare (1)
helga lippmann:
2016-08-28 um 11:07
da habt Ihr wieder ein tolles Erlebnis gehabt. Lines farbiger Anzug paßt gut zu dem Kontrast, so konnte sie Euch nicht verloren gehen.
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